Manche Menschen fahren im Urlaub gern mal nach Skandinavien, vielleicht ist ihnen dort schon mal die Lebensgeschichte von Brigitta begegnet. Ich selbst habe ihre Lebensspuren erstmals in Tallin entdeckt. Dort steht außerhalb der Stadt die große Anlage des Brigittenklosters. Es gehört zum Erlöserorden, den Brigitta im schwedischen Vadstena vor gut 670 gegründet hat.
Brigitta entstammt einem adligen Geschlecht und konnte so sehr gut in die Herzen der Mächtigen schauen. Sie wurde 1303 in Finsta in Schweden geboren und war später verheiratet mit dem Edlen Ulf Gudmarsson. Schon als Kind erlebte das fromme Mädchen Visionen, mit acht Jahren erschien ihr der gekreuzigte Christus. Diese tiefe Christusbindung gab ihr Kraft und Mut auch im späteren Leben. In jungen Jahren verkehrte sie am schwedischen Hof als Hofmeisterin ihres Cousins Magnuns Erikson dem König von Schweden und wurde Beraterin seiner sehr jungen Frau Blanka von Namur. Mit ihrem Mann Ulf lebte sie zu dieser Zeit auf Ulvasa und bekam acht Kinder.
Später pilgerte sie mit ihrem Mann nach Santiago de Compostella. Auf diesem Weg starb ihr Ehemann in Kloster Alvastra. Die dortigen Mönche nahmen sie daraufhin gastfrei auf. Im Kloster empfing Brigitta in einer Vision den Auftrag, eine neuen Orden zu gründen. Der schwedische König erlaubte ihr die Klostergründung 1346 in Vadstena. In Sorge um die Einheit der Kirche mischte sie sich in die große Kirchenpolitik ein. Es war die Zeit der Doppelpäpste. Deshalb sandte Brigitta eine Gesandtschaft nach Avignon um, Papst Clemens VI zur Rückkehr nach Rom zu bewegen. Und auch ohne Scheu tadelte sie die Lebensführnung von adligen und geistlichen Würdenträgern sogar den König. Nach der geglückten Klostergründung in Vadstena siedelte Brigitta nach Rom über. In dieser Stadt gründete sie ein Hospiz für schwedische Pilger und Studenten. Liebevoll kümmerte sie sich auch um Prostituierte. Von Rom aus unternahm sie auch mit ihren Kindern zusammen Pilgerfahrten nach Assisi und Süditalien. Und sie versuchte im hunderjährigen Krieg zwischen Frankreich und England zu vermitteln. 1370 erfolgte die Bestätigung der Ordensregeln des Erlöserordens nach dem Regularium der Heiligen Augustinus für das Kloster in Vadstena. Am 23. Juli 1373 vor genau 650 Jahren starb Brigitta in Rom und wurde in Vadstena bestattet. Nach ihrem Tod entstanden in ganz Nordeuropa Klöster des Erlöserordens. Brigitta wird seit 1391 als Heilige und Vorbild des Glaubens verehrt. Ihr Einsatz für die Einheit der Kirche, für Wahrhaftigkeit, die Liebe zu den Menschen und die tiefe Verbindung zu Christus unserem Erlöser ist auch für die heutige Zeit ein lebendiges Glaubenszeugnis und eine bleibende Aufgabe für uns Menschen in 2023. Möge der Geist des Friedens auch in Europa wieder stark werden.
Edith Stein war ein Brückenbauerin zwischen den Konfessionen und zwischen Juden und Christen. Sie starb als christliche Glaubenszeugin am 9.August 1942, also vor 80 Jahren. Edith Stein wurde als jüngstes Kind mit 10 Geschwistern in einer jüdisch-orthodoxen Familie am 12. Oktober 1891 in Breslau geboren. Der Vater verstarb sehr früh, als sie ein Jahr alt war.
Die couragierte Mutter betrieb einen Holzhandel und konnte den Kindern eine solide Ausbildung ermöglichen. Nach einem sehr guten Abitur studierte das begabte Mädchen Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik und wurde 1916 promoviert. Weil sie aber eine Frau war wurde ihr eine weiterführende Habilitation nicht gestattet. Sie veröffentlichte verschiedene philosophische Schriften. Und sie beschäftigte sich mit dem Denken der christlichen Mystikerin Theresa von Avilla. Das war für ihr weiteres Leben entscheidend. Sie entschloss sich zum Übertritt in die katholische Kirche und wurde im Januar 1922 in Bad Bergzabern römisch-katholisch getauft. Für die jüdische Mutter blieb dieser Schritt immer ein Problem.
Danach arbeitet sie als Lehrerin an der Schule der Dominikaner in Speyer, 1932 wechselte sie nach Münster und hielt wissenschaftliche Vorträge u. a. zur Frauenfrage und der Ausbildung von Mädchen. Auf Druck des Naziregimes gab sie ihre Lehrtätigkeit auf. Sie ging nach Köln, wo sie in den Karmeliterorden eintrat, auch zusammen mit ihrer älteren Schwester, die als Tertiarin an ihre Seite trat. Nach der Reichspogromnacht 1938 siedelten die beiden Schwestern in die Niederlande in das Karmeliterkloster Echt um, um der Judenverfolgung zu entgehen. Nach drei ruhigeren Jahren wurden dort aber auch ab Sommer 1942 jüdische Bürger inhaftiert und in Vernichtungslager gebracht, trotz lautstarkem Protest der niederländischen Kirchen. Auch Edith und Rosa wurden am 2. August 1942 von der Gestapo verhaftet und über das Durchgangslager Westerbrock nach Auschwitz deportiert, wo sie am 9. August 1942 ermordet wurde. Wir gedenken in diesem Sommer ihres 80. Todestages und ihres 100. Tauftages. Edith Stein war in ihrem Denken und Fühlen tief im Judentum verwurzelt, aber sie wurde auch eine gläubige Christin. Darin ist sie zur Brückenbauerin zwischen den Religionen und Konfessionen geworden. Ihre philosophischen Schriften beeindrucken bis heute.
Der Hearth-Chor aus Spangenberg begeisterte uns mit seinen berührenden Melodien und Chorstücken. Die sieben Sänger sangen mit großer innerer Überzeugungskraft von ihrem Glauben im Alltag mit allen Höhen und Tiefen des Lebens. Es ist schön, dass sie sich zu uns aus dem hessischen Bergland auf den Weg gemacht haben. Sie erreichten uns in unserem Herzen und waren eine echte Glaubensstärkung. Danke an Herrn Weiße aus Ranis, der diese musikalische Vesper in unserer Stadtkirche möglich gemacht hat!
Elisabeth Hildegard von Thadden wird am 29.Juli 1890 auf Gut Tiglaff in Ostpreußen als ältestes Kind des preußischen Landrates Adolph von Thadden und seiner Frau Ehrengard von Gerlach geboren. Sie wuchs auf diesem Gut in einem offenen Elternhaus heran, mit sehr viel Kultur, politischen Gesprächen, sozialem Engagement und vielen Gästen. Nach dem frühen Tod der Mutter betreute sie den Hof und ihre kleinen Geschwister.
In ihrer Jugendzeit bekam sie Kontakt zur sozialen Arbeitsgemeinschaft in Potsdam unter Pfarrer Friedrich Sigmund-Schulze. Im ersten Weltkrieg kümmerte sie sich um erholungsbedürftige Stadtkinder und war aktiv in der Kinderlandverschickung tätig. Später zog sie mit ihren Schwestern nach Berlin, wo sie Schnellkurse in sozialer Arbeit an der sozialen Frauenschule belegte.
Ostern 1927 gründete sie auf dem Wieblinger Schloss bei Heidelberg ein evangelisches Landerziehungsheim. Dabei orientierte sie sich an der modernen Reformpädagogik mit christlicher Prägung. Da sie der Bekennenden Kirche nahestand unterstützte sie Jüdinnen und Juden im täglichen Alltag und bei der Emigration ins Ausland. Später verlegte sie das Heim nach Tutzing. Dort wurde sie von einem Nazi verraten und ihr die Leitung des Heimes genommen.
In Berlin konnte sie bei ihrer Freundin Anna von Gierke unterschlüpfen. Ihre Freundin, Hanna Solf und andere Gleichgesinnte, ebenfalls von der Bekennenden Kirche, organisierten in der Wohnung Teegesellschaften und entwickelten Pläne für Deutschland nach dem Zusammenbruch. Außerdem setzten sie sich für Verfolgte der Nazidiktatur ein. Dieser als „Solfkreis“ bekannte Zirkel wurde seit 1941 von der Gestapo beobachtet und 1943 von einem eingeschleusten Spitzel denunziert. In der Folge wurden insgesamt 76 Personen inhaftiert oder gleich zum Tode verurteilt.
Elisabeth von Thadden konnte zunächst nach Frankreich fliehen, wurde dort aber später auch verhaftet. In stundenlangenVerhören und grausamer Behandlung blieb sie standhaft und hat keine Informationen über Gleichgesinnte preisgegeben und wurde ins KZ Ravensbrück verlegt.
Im Juli 1944 wurde sie schließlich unter Roland Freisler zum Tode verurteilt und starb am 8. September vor 80 Jahren in Plötzensee durch Enthauptung.
Elisabeth von Thadden war von einer tiefen Hilfsbereitschaft für andere Menschen und Verfolgte des NS Regimes durchdrungen. Am Tag ihrer Hinrichtung resümiert sie ihr Handeln: „Wir wollten barmherzige Samariter sein….“
Ihre alte Schule in Wieblingen bei Heidelberg trägt heute den Namen: Elisabeth von Thadden- Schule
Vorbilder im Glauben, ja die haben wir sehr nötig in diesen ersten Zeiten. Seit einigen Tagen gibt es Krieg und eine sehr ernste Situation. Frauen sind allein mit ihren Kindern unterwegs auf der Flucht in Europa.
Immer in unserer langen europäischen Geschichte haben Frauen sehr viel Mut und Fantasie entwickelt. Im 19. Jahrhundert gab es couragierte Frauen in der Krankenpflege. Das waren damals die Diakonissen, unverheiratete Frauen, die ihre ganze Kraft anderen Menschen widmeten und unabhängig waren. Es waren mutige Menschen!! Zwei von ihnen haben im April ihre Todestage.
Friedericke Fliedner gest. am 22.April 1842- vor 180- Jahren gründete mit ihrem Mann in Kaiserswerth eine große diakonische Einrichtung und bildete in dem Ort bei Düsseldorf junge Frauen in der Krankenpflege aus. Ihre Kraft schöpfte sie aus einer tiefen Frömmigkeit. Im Vorstand des Hauses vertrat sie ihren Mann, wenn dieser auf Reisen war und übernahm dann selbst im Haus auch Leitungsverantwortung. Leider verstarb sie bei der Geburt des sechsten Kindes im Kindbett. Ihr Mann heiratete wenig später die Hamburgerin Caroline Fliedner. Sie hatte dort im St. Georgskrankenhaus eine Leitungsposition inne. Caroline Fliedner setzte die segensreiche Arbeit von Friedericke fort. Sie wurde die zweite Vorsteherin in Kaiserswerth und starb hochbetagt am 15.April 1892 vor 130 Jahren. Beide Frauen haben beeindruckt durch ihren festen Glauben an Jesus Christus, den Auferstandenen. Die praktische Nächstenliebe ist eine direkte Folge des Glaubens an unseren auferstandenen Herrn.
Zu Ostern feiern wir den Sieg des Lebens über den Tod. Schauen wir so auf Frauen, die diesen Glauben beeindruckend gelebt haben. Lassen wir uns anstecken auf Jesus zu vertrauen und zu helfen, wo es für uns möglich ist und geben heimatlosen Menschen Hilfe und Unterstützung.
Gottes Segen und eine zuversichtliche Osterzeit, auch in diesen ernsten Zeiten:
Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!
Pfarrerin Ursula Wolf
Oft schon habe ich das Lied gehört: „Ich bete an, die Macht der Liebe“ und doch wußte ich so wenig über die Entstehung und den Gebrauch dieses Liedes im politischen Kontext. Der anrührende Text dieses Liedes wurde von Gerhard Tersteegen 1750 verfasst. Es hatte ursprünglich sechs Strophen, die vierte Strophe ist am bekanntesten: „Ich bete an die Machte der Liebe, die sich in Jesus offenbart. Ich geb mich hin dem freien Triebe, wodurch ich Wurm geliebet ward. Ich will anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken“. Die Melodie dieses Liedes stammt von Dimitri Stepanowitsch Bortnjaski aus dem Jahr 1822. Friedrich Wilhelm III. hatte das Lied nach russischem Vorbild als militärisches Abendritual des Zapfenstreiches angeordnet. So ist es bis in unsere Gegenwart hinein Bestandteil dieses Rituals.
Es zeugt von großer spiritueller Tiefe und macht neugierig auf den Verfasser! Gerhard Tersteegen wurde 1697 in Moers am Niederrhein als siebentes Kind von acht Geschwistern als Sohn eines Kaufmanns geboren. Der Vater starb, als Tersteegen sechs Jahre alt war, so mußte seine Mutter die Familie durchbringen. Tersteegen erfuhr eine solide Schulbildung am Gymnasium mit dem erlernen von Latein, Griechisch, Hebräisch und Französisch, konnte aber aus finanziellen Gründen nicht Theologie studieren. Er erlernte den Beruf eines Kaufmanns, später wurde er Seidenbandweber. Zu dieser Zeit führte er ein stilles Leben mit tiefen geistlichen Erfahrungen.
Seit 1717 wandte sich sein Leben zur Imitatio Christi, der Nachfolge. Ein sehr intensiver Weg zur Bekehrung begann und endete mit seiner bedingungslosen Verschreibung und Übereignung an Jesus Christus, nachdem er am Gründonnerstag 1724 intensiv den Gebetskampf Jesu im Garten Gethsmane betrachtet hatte. Er entschloss sich zu einem sehr bescheidenen asketischen Leben und zur Ehelosigkeit. Aber er lebte nicht allein, sondern mit dem Gesinnungsverwandten Heinrich Sommer in einer Wohn- und Arbeitsgemeinschaft, heute würde man das WG nennen.
Neben seinem Beruf engagierte sich Terstegen sehr intensiv als Laienprediger und Schriftsteller von erbaulichem geistlichen Schrifttum, um andere Menschen zu einer intensiven Christusbindung einzuladen. Und er verfasste tiefsinnige Kirchenlieder, wie z. B. auch den Choral „Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten.“ Das Lied gehört zum poetischen Werk „Geistliches Blumengärtlein inniger Seelen“.
Wir feiern ja in diesem Jahr 500 Jahre evangelisches Gesanguch und es ist beeindruckend, welche geistlichen Schätze in diesen 500 Jahren gewachsen sind! GerhardTersteegen ist ein beeindruckender Lieddichter, ab er war noch mehr. Er verstand sich als Geistlicher Begleiter und als Krankenpfleger. Er versorgte leidende Menschen in seiner Umgbungauch mit einfachen selbstgefertigten Arzneimitteln. Mit Hilfe reicher Freunde aus den Niederlanden gründete er ein Hilfswerk gegen psychosomatische Erkrankungen.
Der fromme protstantische Mystiker starb friedlich am 3.4.1769 in Mühlheim an der Ruhr nach einem Herzleiden, also vor 255 Jahren.
In einer Zeit schrecklicher Ereignisse, dem 30-jährigen Krieg in Deutschland, gab die Musik von Heinrich Schütz Trost, Stabilität und Halt. Er wurde am 18.10. 1585 in Bad Köstritz geboren. Sein Vater war Gastwirt und wechselte 1590 nach Weißenfels. Hier entdeckte der Landgraf Moritz von Hessen-Kassel den kleinen Heinrich, als dieser im Gasthof mit seiner hellen klaren Stimme gesungen hat. Der Landgraf förderte seine Musikalität, ermöglichte höhere Bildung und finanzierte einen dreijährigen Aufenthalt in Venedig, wo Heinrich Schütz mit den Einflüssen der italienischen Spätrenaissance in Verbindung kam- Giovanni Gabrieli sei hier genannt. Der Landgraf konnte allerdings die Früchte seines Einsatzes für den jungen Musikus nicht genießen, denn der sächsische Kurfürst Johann Georg I holte den begabten Musiker 1617 nach Dresden, wo er bis zu seinem Lebensabend Hofkapellmeister wurde, erst an der Seite von Michael Prätorius, später allein.
Die Musik von Heinrich Schütz strahlt für mich eine tiefe Verankerung im Glauben aus. Ich kenne einige Kompositionen aus seiner geistlichen Chormusik von 1648. Die 5-7 stimmigen Motetten zu Psalmen aus der Bibel strahlen eine ausgewogen harmonische, anmutige und zugleich tiefgründig Stimmung aus. Die Gebetstexte aus den Psalmen werden von Schütz treffsicher interpretiert und können Trost aus dem Glauben schenken. In der damaligen Zeit, als überwiegend in Latein gesungen wurde, sprachen die deutschen Texte auch zu weniger gebildeten und einfachen Menschen in großer Würde vom Glauben. Heinrich Schütz verstand es die schlimmen Lebenskrisen in seiner eigenen Biografie- er verlor fast die ganze Familie im 30jährigen Krieg- in seinen beeindruckenden geistlichen Gesängen positiv zu verarbeiten. Eindrucksvoll sind auch die musikalischen Exequien anlässlich der Trauerfeier für Heinrich Posthumus Reuß seinem Landesherren aus den Jahren 1635/36. Heinrich Schütz verstarb weltberühmt als bedeutendster deutscher Musiker vor 350 Jahren am 16.10.1672 in Dresden. Bis heute hinterlässt seine Musik eine tiefe Wirkung.
Klara heißt die Reine, die Glänzende. Als ihre fromme Mutter Hortulana schwanger war, bat sie Gott um eine gute Geburt. Da hörte sie im Gebet die Worte: „Fürchte dich nicht, du wirst ein Licht gebären, welches mit seinem Glanz die arme Welt erleuchten wird.“ Schon als Kind trug Klara ein Büßerhemd unter ihrer vornehmen Kleidung. Und sie verbrachte ihre freie Zeit mit dem Gebet. Bald lernte sie den heiligen Franziskus kennen. Daraufhin wuchs in Klara der Wunsch ganz für Jesus Christus zu leben. Franziskus gab ihr den Rat sich zu entscheiden entweder für ein weltliches Leben mit einer glanzvollen und standesgemäßen Hochzeit oder für ein Leben mit Christus als ihrem Bräutigam. Sie entschied sich klar für Christus. Aber ihr adliger Vater, der Graf dei Sciffi, war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. So mußte Klara durch eine geheime Tür aus ihrem Elternhaus fliehen. Am Palmsonntag 1212 trat Klara bei dem Orden der Franziskaner ein.
Nach einer feierlichen Prozession sprach sie ihre Gelübde. Dabei legte sie ihre festlichen Kleider nieder und ließ sich von Franziskus die Haare schneiden. Ihr Vater versuchte seine Tochter nach der Flucht mit Drohungen und intensiven Bitten zurückzuholen. Aber Klara eilte in die Kirche zum Altar und sprach zu ihrem Vater diese Worte: „Ihr sollt wissen, dass ich keinen anderen Bräutigam verlange als Jesus Christus. Freiwillig habe ich ihn erwählt und werde ihn nie verlassen!“ Auch die eigene Schwester Agnes folgte Klaras Beispiel. Da nützte auch der wiederholte Widerspruch des Vaters nichts. Als der Vater gestorben war traten auch weitere Verwandte und ihre verwitwete Mutter dem Benediktinerorden bei, den Franziskus für Klara aus Heimat ausgewählt hatte. Klara lebte zeitlebens in großer Einfachheit. Sie kümmerte sich um die kranken Menschen in Assisi.
Später gründete Klara einen sehr strengen Orden mit intensiven Gebtszeiten. Nur nach längerem Zögern erkannte der Papst diesen strengen Orden der Klarissen an. Immer mehr Menschen traten in diesen Orden ein und ließen sich vom einfachen Lebensstil der Klarissen beeinflussen. Solange Franziskus lebte gab es zwischen Klara und ihm eine tiefe geistliche Verbundenheit. In den letzten Lebensjahren war Klara schwer erkrankt aber immer geduldig und heiter und auf Jesus Christus orientiert. Sie starb am 11.August 1253 vor 770 Jahren in großem inneren Frieden und Vorfreude auf die Begegnung mit dem auferstandenen Christus. Ihre Konseqenz im Glauben und ihr Einsatz für andere Menschen beeindrucken bis heute.
Ohne die Familie Cranach wäre die Reformationszeit niemals so bunt und ausdrucksstark gewesen. Lucas Cranach der Ältere poträtierte die Reformatoren, gestaltete Zeichnungen zu den reformatorischen Schriften und illustrierte die erste deutsche Bibelübersetzung von Martin Luther aus dem Jahr 1522. Er war einer der bedeutendsten Künstler der Reformationszeit in der Epoche der frühen Renaissance Anfang des 16. Jahrhunderts. Er war äußerst produktiv, über 5000 Gemälde hat er geschaffen. So sorgte er auf künstlerisch eindrucksvolle Weise für die Verbreitung der Reformation.
Lucas Cranach wurde im Oktober 1472 im oberfränkischen Kronach geboren. Mit seiner Frau Barbara Brengbier aus Gotha hatte er 6 Kinder. Von 1502-1505 weilte er in Wien, dem wichtigen Kulturzentrum der damaligen Epoche. In Wien knüpfte er Kontakte zu den führenden Humanisten seiner Zeit und seine Frühwerke wurden von der Donauschule inspiriert. Später folgte ein kurzer Aufenthalt in Holland, wo er die Porträts von Kaiser MaximilianI und Kaiser KarlV schuf.
Ab 1505 wurde er Hofmaler in Wittenberg. Hier freundete er sich mit Philipp Melanchton und Martin Luther an. Die Poträts der Reformatoren stammen aus seiner Hand. Und in Wittenberg war er zugleich Bürgermeister, Ratsmitglied, Buchhalter, Verleger und Besitzer einer Apotheke.
Und er pflegte gute Kontakte zum Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Seine hervorragenden künstlerischen Begabungen führten seine Nachkommen in gelungener Weise fort. Den berühmten Altar in der Herderkirche zu Weimar malte er ab 1552. Sein zweitgeborener Sohn Lucas Cranach der Jüngere durfte den Altar 1555 vollenden. Denn Lucas Cranach starb am 16. Oktober 1553 in Weimar. Das war vor 470 Jahren.
Den Altar können wir auch heute bestaunen und seine Botschaft von der Liebe Gottes zu uns Menschen in uns wirken lassen.
Martin Luther war nicht nur ein bedeutender Theologe, er war auch sehr musikalisch, machte selbst Musik und hat sehr gerne gesungen. Aber wussten Sie schon, dass 1524 genau vor 500 Jahren das erste deutschsprachige evangelisch-lutherische Gesangbuch im Druck erschien? Es war das Achtliederbuch. In ihm standen vier Lieder von Martin Luther, an erster Stelle Luthers Lied „Nun freut euch lieben Christen gmein.“Luther schreibt dazu in seiner Schrift der „Formula missae“ über den Aufbau des Gottesdienstes: „Auch wollte ich, dass wir viele einheimische Lieder hätten, welche die Gemeinde während der Messe singt… Denn wer zweifelt daran, dass diese einst Gesänge der ganzen Gemeinde waren, die jetzt allein der Chor singt… Aber uns fehlen Dichter…, die uns geistliche, liebliche Lieder anstimmten, welche würdig wären, in der Kirche Gottes im schwange zu sein.“ Martin Luther möchte in seinen Gottesdiensten die ganze Gemeinde in die Gottesdienstfeier mit einbeziehen. Das erlebte er in seiner Zeit bis dahin nicht. Da sang immer ein Chor oder eine Schola. So ist es zur Ausgabe des Achtliederbuches 1524 mit acht Liedern gekommen. Im gleichen Jahr erscheint in Erfurt das Enchirideon, zu deutsch das Handbüchlein, mit 16 Chorälen. Das Klugsche Gesangbuch fünf Jahre später enthält schon 67 Lieder mit einem Vorwort von Luther. Mit der Verbreitung von evangelischen Liedern möchte Luther den Glauben der Gemeinde stärken und sie zum Mitmachen im Gottesdienst anregen. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran. Als der Kirchenmusiker Johann Walther Luther im Herbst 1525 in Wittenberg besuchte, sang Luther ihm erste Lieder mit kräftiger Stimme vor. Luther versteht die deutschen Kirchenlieder als Fortsetzung des Gotteslobes der alten Kirche. So tun wir es auch heute, wir loben Gott mit neuen aktuellen Liedern und Texten. Und wir loben Gott in Gemeinschaft. Wir merken oft, wie manche Lieder in unser Herz fallen und uns berühren oder uns im Glauben bestärken. Martin Luther benutzte für seine neuen Lieder die Psalmen aus dem alten Testament.
In Anlehnung an Psalm 130 entstand das Lied „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ 1524. In diesem Lied entfaltet sich lebensnah Luthers Rechtfertigungslehre. Mit seinen Liedern möchte Luther das Wort Gottes verkündigen. Und er möchte durch das gemeinsame Singen die Gemeinschaft untereinander stärken. Als eins der ersten Lieder für das Achtliederbuch entstand schon 1523 „ Nun freut Euch lieben Christen g`mein und lasst uns fröhlich singen.“ Auch dieser Text spricht von Gottes großer Gnade zu uns Menschen. Luthes Schaffen war sehr vielfältig. Er verfasste Gebetslieder, Klagelieder, Verkündigungslieder und Loblieder. In die Weihnachtszeit passen manche Texte sehr gut, z.B. „Nun komm der Heiden Heiland.“
Der Text lehnt sich an einen alten Hymnus von Ambrosius von Mailand aus dem 4. Jh. an. Beim Lied „Gelobet seist Du Jesus Christ.“ hat Luther auf eine ältere Melodie zurückgegriffen. Alle Strophen enden auf kyrieleis, das ist ein Rückgriff auf die mittelalterliche Liturgie. Luther verfasste zu diesem Lied die Strophen 2-7. Wir haben als Evangelische einen vielfältigen und sehr kostbaren Liedschatz, Grund zu großer Dankbarkeit.
Und im gemeinsamen Singen schenkt uns Gott Lebensfreude, Zuversicht und Kraft.
Martin Luther King war ein mutiger Mann. Er wurde am 15.Januar 1929 in Atlanta als Sohn eines Pfarrers geboren. Er war einer der beeindruckendsten Vertreter im Kampf gegen Unterdrückung, Rassentrennung und soziale Ungleichheit. Und er war wohl der bekannteste Sprecher der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Er studierte Soziologie und später auch Theologie und wurde Pastor in Montgomery in Alabama . Als die farbige Bürgerrechtlerin Rosa Parks sich in Montgomery am 1.Dezember 1955 weigerte ihren Sitzplatz im Bus einem weißen Mann frei zumachen, begann in den USA der Kampf um Gleichberechtigung und das Ende der Rassentrennung. Rosa Parks wurde verhaftet und zu einer Geldstrafe verurteilt. Aber das bedeutet auch, dass es 385 Tage zu einem großen friedlichen Boykott dieses Verkehrsmittels durch die farbige Bevölkerung der Südstaaten kam. Am Ende dieser Proteste kam es zur Aufhebung der Rassentrennng in Bussen. Martin Luther King bereiste seit dieser Zeit unermüdlich die Südstaaten und rief in seinen aufrüttelden Reden konsequent zufriedlichen Protesten, Sitzblokaden und Demonstrationen auf. Die bekannteste Aktion dieser Tage war der große Marsch auf Washington im Jahr 1963.Dort hielt er seine legendäre Rede: „I Have a dream“, in der er seine Überzeugung von einer friedlichen gerechten Welt entfaltet hat. Eine Welt in der es keinen Unterschiede zwischen den Menschen in arm und reich, weiß oder farbig geben wird.
Sein Leben war bedroht, sein Pfarrhaus war mehrere Male Ziel von Angriffen, die die Familie King aber gesund überlebte. Und Martin Luther King war insgesamt 29 mal im Gefängnis zum Teil unter harten Bedingungen. Aber das war für ihn kein Grund aufzugeben. Er orientierte sich am Leben von Mahatma Ghandi aus Indien, der ebenfalls für Gewaltlosigkeit kämpfte. Er war ein furchtloser Christ, der immer auf Gottes Hilfe vertraut hat. Am 4.4. 1968 also vor 55 Jahren endete sein Leben durch ein Attentat auf dem Balkon eines Hotels in Memphis. Für seinen Mut erhielt er im Jahr 1964 den Friedensnobelpreis.
Sein Wirken ist mir Vorbild und Hoffnungszeichen zugleich, eine friedliche Welt ohne soziale Ungleichheit ist möglich und erstrebenswerter denn je. Frieden schaffen ohne Waffen, das war auch in Ostdeutschland jahrelang das Motto. Gerade jetzt angesichts des Krieges in der Ukraine mögen die Verantwortlichen zu Verhandlungen zurückfinden, und sei der Weg dorthin noch so schwer. Die gewaltlosen Proteste dauerten viele Jahre an, um eine echte Gleichstellung der farbigen Bevölkerung durchzusetzten. Und sie waren sehr entbehrungssreich.
Heute gibt es sehr wertvolle Früchte dieses Kampfes, sonst hätte wohl ein Barak Obama niemals amerikanischer Präsident werden können!
Wie konnte es geschehen , dass sich das Christentum im Altertum so stark ausgebreitet hat?
Es war die Zeit der römischen Kaiser, sie hatte,n die Macht und ließen sich wie Götter verehren. Die Menschen mußten vor ihren Standbildern niederfallen und dem Glauben an Jesus Christus abschwören. Taten sie das nicht, drohte harte Verfolgung oder oft auch die Todesstrafe. Wer sich taufen ließ riskierte sein Leben. Doch es gab Menschen, denen die Liebe zu Jesus Christus alles bedeutete. So auch Perpetua und Felizitas. Sie waren keine Jungfrauen und keine enttäuschten Heiratsanwärterinnen. So passen sie nicht in das Bild typisch römischer Märtyrerinnen. Ihre Leidensgeschichten gehören zu den ältesten historisch gesicherten Werken der christlichen Literatur. Teile des historischen Leidensberichtes hat Perpetua selbst verfasst, vor allem die Zeit ihrer Gefangenschaft. Die vornehme Perpetua war klassisch gebildet, verheiratet und hatte einen Sohn im Säuglingsalter. Gemeinsam mit ihrer schwangeren Sklavin Felecitas bereitete sie sich auf die Taufe vor, obwohl Kaiser Septimus Severus den Übertritt zum Christentum unter Strafe gestellt hatte. Im Jahr 203 wurden Perpetua und Felicitas wegen ihres Glaubens festgenommen. In der Haft besuchte Perpetuas Vater seine Tochter mehrmals, um sie vom Glauben abzubringen. Die beiden Frauen blieben standhaft und empfingen noch im Gefängnis die Heilige Taufe. Felicitas hatte Angst nicht gemeinsam mit Perpetua sterben zu dürfen, denn sie war schwanger. Und Schwangere durften nicht hingerichtet werden. Im achten Monat brachte Felicitas im Gefängnis ein kleines Mädchen zur Welt, das später von iherer Schwester großgezogen wurde. Mit ihren männlichen Gefährten Revocatus, Saturninus, Secundulus und Saturus wurden die beiden Frauen am 7.März im Jaht 203 am Geburtstag des Kaisersohnes Geta ins Amphitheater von Karthago geführt und Tieren vorgeworfen. Alle sechs Bekenner starben an diesem Tag. Die beiden Frauen wurden von einer wilden Kuh schwer verletzt und danach von einem Gladiator erstochen.
Der Mut der ersten Christen war ansteckend, nicht alle Menschen im römischen Reich beugten sich unter das harte gefühlslose Diktat der Römer. Die Christen waren dagegen sehr sozial und kümmerten sich um kranke und schwache Menschen, die damals ohne moderne Krankenversicherung oder andere soziale Absicherung sehr hilflos gewesen sind. So konnte sich die junge Kirche entwickeln und ausbreiten. Mut, Herzlichkeit und hingebungsvolle Liebe der Christen wärmte die Seele der Menschen. Ob uns das heute auch gelingen kann? Auch unsere Zeit braucht Liebe, Wahrhaftigkeit und Herzlichkeit. Wir können uns vor dem Mut der ersten Christen nur verbeugen.
geb. in Pforzheim (1455-1522) hat am 30.Juni seinen 500sten Todestag.
Wer aber war dieser Mann? Sein Name fällt häufiger, wenn wir mit unseren Partnern aus der Württembergischen Kirche oder Vertretern aus unseren Partnergemeinden zusammen sind. Reuchlin war ein christlicher Humanist, und ein Vordenker für Martin Luther. Er rief Christen, Juden und Muslime zum Dialog auf. Mit seiner Schrift „Augenspiegel“ sorgte er europaweit für Aufsehen. In diesem Werk trat er für die bedrohte jüdische Minderheit ein und berief sich auf die menschlichen Grundrechte: Viel Schlimmes könnte daraus entstehen, wenn ihre Bücher verbrannt würden. Die Anerkennung der kulturellen Vielfalt machte ihn zum Wegbereiter der europäischen Zivilgesellschaft. Goethe lobte ihn und nannte ihn ein „Wunderzeichen“.
Der begabte Mann studierte ab seinem 16. Lebensjahr in Paris Grammatik, Philosophie und Rhetorik, später dann in Orleans Jura. Er erlernte Griechisch, Latein und Hebräisch. Hebräisch studierte er bei dem wissenschaftlich sehr gebildeten Juden Jacob ben Jechiel Loans. Darauf hin schrieb er das Werk De arte cabbalistica über die Kunst an der Kabbalistik. Und er lebte am Hof des Grafen Eberhard von Württemberg als dessen juristischer Berater. Seine reiche erste Frau Hänslin Müller ermöglichte ihm die Promotionskosten zu bestreiten, um Doktor des kaiserlichen Rechts Legum doctor zu werden. Zeit seines Lebens beteiligte er sich an politisch philosophischen Diskussionen. Er bekleidete hohe juristische Ämter in Württemberg und wurde für sein Vermittlungsgeschick geschätzt. Als einer der drei Richter des Schwäbischen Bundes, dem er 11 Jahre angehörte, hatte er dem Vaterland mehre Male drohende Kriege durch gerechtes Judiziren abgewendet.
Solche Persönlichkeiten braucht unsere Welt auch heute, die gut vermitteln können, Andersgläubige verstehen, sprachlich und menschlich, und im Glauben tief verwurzelt sind. Am Lebensende empfing Reuchlin die Priesterweihe. Er blieb katholisch aber weltoffen. Und Martin Luther fühlte sich von ihm beeinflußt.
In Ranis und Umgebung gibt es auf der Burg in jedem Jahr ein großes Mittelalterfest, da werden Handwerkstechniken aus alter Zeit vorgestellt, da treten Künstler in traditionellen Kostümen auf und singen zur Gambe, da gibt es originelle Leckereien zum Verkosten. Das ist ein Höhepunkt im Kulturleben unserer Region, sehr beliebt und besucht. Es besteht ein reges Interesse am Mittelalter. Aber was dachten die Menschen damals, welche Fragen beschäftigten sie, wo waren die Orte des Lernens und der Bildung?
Universitäten gab es erst ab 1348. Die erste europäische Universität wurde in diesem Jahr in Prag gegründet. Orte der Bildung gab es aber in zahlreichen Klöstern. Dort konnte man Lesen und Schreiben lernen, das war ein Privileg für die Menschen aus adligem oder höherem Geschlecht. So wurde der erst fünifjährige Thomas von seinen Eltern dem Grafen Landulf von Aqino und Donna Theodora von Teate zur Erziehung in das Kloster Monte Cassino gegeben. Dort war sein Onkel Sinibald Abt. Damals war es üblich dem jüngsten Sohn einer Familie eine gestliche Laufbahn zu ermöglichen.
Thomas lernte schnell und konnte schon mit 14 Jahren mit dem Theologiestudium in Neapel beginnen. Im 20. Lebensjahr trat er in den Dominikanerorden ein und studierte weiter Theologie bei großen Theologen seiner Zeit. Ab 1252 leitete er dann auch eigene Lehrveranstaltungen und er ergründete eifrig die Grundfragen der Theologie, z.B. wie kann man Gott erkennen? Der allmächtige Gott ist für ihn der unbewegte Beweger, er bewegt alles, die ganze Welt. Aber er selbst wird von niemandem bewegt. Durch eigene geistliche Erfahrungen kann der Mensch Gott innerlich näherkommen. Und Glaube und Vernunft wieder sprechen sich nicht.
Der Mensch kann durch Abstraktionen im philosophischen Denken dem Wesen der Dinge und damit auch Gott näher kommen. Besonders dichte Erfahrungen können im Heiligen Mahl gemacht werden. Die Hostie und der Wein werden im Heiligen Mahl während der Einsetzungsworte in ihrem inneren Wesen verändert, der Substanz. Trotzdem bleiben sie natürliche Elemente eben Brot und Wein. Dieses Abendmahlsverständnis teilen auch heute unsere katholischen Glaubensgeschwister. Für uns Evangelische ist der Moment der Gemeinschaft im Heiligen Mahl das entscheidende Kriterium. So hat Thomas von Aquin die mittelalterlichen Disputationen um die Frage nach der Wahrheit entscheidend mit geprägt und auch Wege in die Moderne aufgezeigt. Seine theologischen Erkenntnisse sind in seinem Hauptwerk der „summa Theologiae“ zusammengefasst, das er ab 1265 verfasste. Thomas lehrte in Paris, in Neapel und in Rom und ist ein sehr bedeutender Theologe und Kirchenlehrer geworden.
Manche theologischen Erkenntnisse und Lehren sind aber für uns heute nicht mehr verständlich und nachvollziehbar. So hat Thomas die Exkommunikation und die Hinrichtung von Irrlehrern für möglich gehalten. Damit lieferte er die theoretischen Grundlagen für die Entstehung der mittelalterlichen Inquisition. Auch seine Einstellung zu Frauen befremdet mich. Er betont die Überlegenheit des Mannes über die Frau. Er bezeichnet die Frau als „Mißgriff der Natur“ oder
als „mißlungenem Mann“. Mit solchen Gedanken bleibt er ganz Kind seiner Zeit. Insgesamt aber hat er mit seinem scharfsichtigem Denken und mit seinem großem Fleiß die Geistes- und Theologie geschichte Europas maßgeblich beeinflußt und weitergebracht. Das beeindruckt mich sehr, sein Fleiß und seine intensive Suche nach der Wahrheit, was die Welt im Innersten zusammenhält. Darin ist er für mich ein Vorbild im Glauben.
Thomas von Aquin starb im fünfzigsten Lebensjahr am 7. März 1274, genau vor 750 Jahren im Kloster Fossanova. Damals gab es Gerüchte, dass es sich um eine Vergiftung im Auftrag vom sehr machtbewußten König Karl I. von Anjou
gehandelt hat. Aber das ließ sich nie beweisen. Also es gibt in der europäischen Geistesgeschichte noch viel Geheimnisse zu erforschen.
Bleiben wir Heutigen offen und neugierig im Geist.