St. Jodocus
Adressdaten
- Ortsstraße
07907 Göschitz
Beschreibung
Der erste Eindruck, den der Besucher von der Kirche in Göschitz empfängt, ist der einer trotzigen Wehrhaftigkeit. Das liegt an der kraftvollen, vierseitigen Umfassungsmauer mit vorspringenden Ecktürmen und zahlreichen Schießscharten. Sie erzählt damit von mancher kriegerischen Bedrohung in der Vergangenheit. Göschitz ist alt. Vielleicht steht die Kirche an einem schon in vorchristlicher Zeit als heilig geltenden Ort. Dazu passt der merkwürdige Bericht von 10 mit Asche und Kohlen gefüllten Urnen, die 1725 bei Arbeiten am Neubau der Kirche gefunden wurden. Leider hat sie Unvernunft zerstört, sodass wir heute nur noch raten können, was sie einst bedeuteten. Offenbar enthielten sie Brandreste. Doch Feuerbestattung war im Mittelalter ganz unüblich. Ob die Urnen aus vorchristlicher Zeit stammten und warum sie auf diese Weise erhalten wurden, ist für uns nicht mehr erkennbar. Vielleicht haben die Gründer die Kirche einst dem Schutzheiligen Jodocus zugewiesen, weil sein Name an den einer alten sorbischen Gottheit „Joduth“ anklingt. Das entspräche der auch sonst geübten Praxis, vorchristliche Kultstätten oder -orte nicht einfach aufzugeben, sondern die christliche Kirche an ihre Stelle zu setzen. Damit wurde zugleich der altgewohnte Ort für den Kult beibehalten, was den Menschen die Gewöhnung an die Gebräuche des neuen Gottesdienstes erleichterte.
1341 erhielt das Gotteshaus einen Ablass, der möglicherweise der Erneuerung einer schon länger bestehenden Kirche diente. 1492 wird eine Seitenkapelle des heiligen Bartholomäus erwähnt, die heute längst verschwunden ist. Nach der Zerstörung 1643 im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche notdürftig wieder hergerichtet. Durch zwei Kartuschen über den Eingangstüren erfahren wir, dass sie 1725 und 1825 grundlegend erneuert wurde. Dabei erhielt sie wohl auch ihre heutigen hohen Fenster, die den Raum hell und weit erscheinen lassen. Doch blieb ihr Charakter als einer kraftvollen Chorturmkirche erhalten. Der Innenraum wirkt hell und beschwingt. Der Kanzelaltar ist mit vergoldeten Rocaillen (Ornamenten des Rokoko) verziert, ihm gegenüber steht auf der Westempore die Orgel. Ihr Prospekt ist mit zwei Putten geschmückt. Das dritte Hauptstück der Ausstattung ist eine außerordentlich lebendig aus Holz gearbeitete Taufe. Die letzte gründliche Renovierung fand 1964 statt. Ihr verdanken wir die Wiederherstellung der Bibelsprüche , die in die Felder der Emporenbrüstung gemalt sind. Wie in der Bergkirche in Schleiz und in Kulm sind sie golden auf schwarzem Grund geschrieben. Auch hier sind bei ihnen die Stifternamen angegeben.
In Göschitz wirkte einst ein bedeutender Dichter des 19. Jahrhunderts, Julius Sturm als Pfarrer. In der Kirche erinnert eine kleine Gedenktafel an seine hier verstorbene Ehefrau, am ehemaligen Pfarrhaus eine größere Tafel anlässlich seines hundertsten Geburtstages an ihn selbst. Sie trägt die Worte: „Auf stillen Dörfern lasst uns wohnen, dem lauten Treiben abgewandt, so legen wir vom Haupt die Kronen und wandern fröhlich auf das Land.“
Die Orgel wurde 1911 von der Orgelbaufirma Walcker erbaut, sie ist noch spielbar. Ihr noch erhaltener Prospekt stammt von Johann Tobias Hiebe/Schleiz.
Im Turm hängen drei Glocken, eine Bronzeglocke des späten 19. Jahrhunderts und zwei Stahlglocken von 1949. Eine interessante Abfolge von Zahlen auf dem Glockenmantel verrät viel über die Geschichte. 1825 gegossen, wurde die größte offenbar wegen eines Schadens 1897 umgegossen. Im ersten Weltkrieg mussten die beiden größten Glocken abgeliefert werden, 1919 schaffte sich die Gemeinde neue Bronzeglocken an, die sie im 2. Weltkrieg wieder abgeben musste. 1949 waren es dann zwei Stahlgussglocken, die 1950 aufgehängt wurden.