St. Leonhard und Nikolaus
Selten ist der Glücksfall, dass das zentrale Schmuckstück einer Kirche nicht nur durch Jahrhunderte erhalten blieb, sondern auch genau datiert ist.
Adressdaten
- Ortsmitte
07929 Friesau - 036647 22524
- 036647 22524
- pfarramt-zoppoten@freenet.de
- http://www.friesau.de
Daten & Fakten
- Baujahr: ab 12. Jh.
- Besonderheiten: 3 wertvolle Schnitzaltäre von 1447, 1 Kelch von 1509
- Öffnungszeiten Sommer:
ganztägig (Schlüssel im Nachbarhaus erhältlich) - Öffnungszeiten Winter:
ganztägig (Schlüssel im Nachbarhaus erhältlich)
Profil
Beschreibung
Der Altarschrein auf dem Altar der Kirche in Friesau trägt die Jahreszahl 1447. Er kommt wahrscheinlich aus dem fränkischen Raum. In seinem Mittelschrein stehen Maria mit dem Kind sowie rechts und links die beiden namengebenden Patrone der Kirche, Leonhard und Nikolaus. In dem bekrönenden Gesprenge (dem geschnitzten Aufbau über dem Altar) befindet sich, wie bei vielen gotischen Altären, eine Kreuzigungsgruppe. So wird deutlich, wer der eigentliche Herr aller dargestellten Heiligen ist. Das hat vielen evangelischen Gemeinden ermöglicht, ihr kostbares Erbe aus katholischer Zeit zu bewahren. Natürlich ist die Kirche in Friesau wesentlich älter. Ihre Entstehung kann um oder kurz nach 1200 angenommen werden. Damals kamen fränkische Siedler in großer Zahl in unser bis dahin sehr dünn besiedeltes Land, die bereits Christen waren und sich deshalb christliche Gotteshäuser schufen. Offenbar war schon das älteste Gebäude eine Chorturmkirche. Als sie zu klein wurde, erbaute man zwischen 1415 und 1440 an Stelle der einst sicher vorhandenen Konche den heute noch bestehenden Altarraum. Er ist zugleich für die Aufnahme des Altars von seiner Größe her geeigneter. Auch das Langhaus wurde vergrößert. Da aber über dem Chor der mächtige Turm steht und er deshalb nicht einfach erweitert werden konnte, entstand der heutige Raum mit seiner Einschnürung zwischen Altarraum und Langhaus.
1687 ist an der Kirche gebaut worden, auch 1818. In diesem Jahr wurde eine gewölbte Sakristei abgerissen, die vielleicht ursprünglich eine Seitenkapelle war, in der einer der kleineren Altäre stand, denn es ist bemerkenswert, dass in der Friesauer Kirche noch zwei weitere gotische Schnitzaltäre erhalten sind. Sie werden dem berühmten Saalfelder Schnitzer Hans Gottwald zugeschrieben und bezeugen, dass einst mindestens zwei Nebenaltäre existierten. Sie erinnern daran, dass das Gotteshaus in Friesau ehemals eine Wallfahrtskirche war. Aus dieser Zeit stammt auch eine erst vor Jahren wieder freigelegte Höhlung an der Rückseite des Altars. Hier konnten sich Kranke niederlassen und ihre Beine in die Öffnung stecken, während sie um Heilung von ihrem Leiden flehten und beteten. Im Altarraum befindet sich auch noch eine eiserne Tür, die wahrscheinlich aus der Bauzeit zwischen 1415 und 1440 stammt. Aus alter Zeit, vor der Aufstellung des Altars, stammen auch Reste der einstigen Ausmalung des Gotteshauses mit Fresken. Sie zeigten wahrscheinlich eine Abfolge von Szenen des Lebens Jesu. Interessant ist auch die vermutlich von 1687 stammende Kanzel mit ihrer noch heute erhaltenen Sanduhr.
Auch äußerlich zeigt die Kirche ihr hohes Alter. Der Turm trägt eine zeltförmige Dachhaube, die auf allen Seiten stark vorkragt. Das diente der Verteidigung. Durch Öffnungen im Boden konnte man Angreifer mit Steinen, kochenden Flüssigkeiten oder auch mit Geschossen abwehren. Bekrönt wird das Turmdach von einem zierlichen Dachreiter der Barockzeit.
Die Orgel wurde 1883 von dem Orgelbauer Eckart aus Stadtilm erbaut. 2006 konnte sie nach grundlegender Sanierung durch die Nachfolgefirma Schönefeld in Stadtilm aufs Neue eingeweiht werden.
Im Turm befinden sich drei Bronzeglocken, deren älteste aus vorreformatorischer Zeit stammt, sowie zwei jüngere, angeschafft als Ersatz für die durch den Krieg verloren Gegangene.